Das Wetter zeigt plötzlich seine andere Schulter. Sie ist kalt, feucht und flattert. Sturm zieht auf. Auf der Hochebene gibt es keinerlei Schutz. Unsere Behausung gleicht einem Innenzelt für laue, trockene Sommernächte. Zu den Pluspunkten zählt neben guter Durchlüftung in tropischen Nächten zuallererst das Gewicht. Die riesigen, dankbaren Augen unseres vierbeinigen Freundes wiegen allemal die Unannehmlichkeiten auf. Rede ich mir ein. Die Wassersäule ist wie bei Wüstenzelten üblich nicht angegeben, lässt sich aber alsbald nachmessen.

auf dem Niemaling-Plateau, 4840mSuboptimal gewählt, das sehe ich in diesem Moment ein. Doch was bringen Vorwürfe? Kein Mensch imprägniert ein Innenzelt! Wir kramen die wärmsten Sachen hervor. Und da gibt es nicht viel. Durchgehender Schlaf verträgt sich nicht mit Tropfen im Gesicht. Das wird klar kaum dass wir liegen. Der nächste Pluspunkt. So schlafen wir gar nicht erst ein und ersparen uns den Schock. Schwein gehabt. Wir schöpfen Wasser, graben mit Löffeln Abflussrinnen. Als Kanalbaumeister sind wir Nieten. Unsere Entlastungsfurchen werden überspült, wir leiten um, häufen Steine auf. Währenddessen fahren Böen um uns herum, verfolgen neugierig das Treiben. Endlich erfahre ich, wie es klingt, wenn Wind lacht. Er pfeift. Das Pfeifen ist laut, steigert sich, schmerzt in den Ohren. Er wird morgen so heiser sein vom Lachen, dass er den ganzen Tag die Klappe hält. Alles hat auch sein Gutes.

   Wir weichen ein. Der Blick zur Seite macht klar: Wenn es gebraucht wird, stünde weit mehr Wasser zur Verfügung. Wir campieren direkt neben dem Bach. War der vorhin nicht halb so breit?



    aus „Höhenflüge – und harte Landungen“